Geschichte der USKA

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Der nachfolgende Text wurde im HBradio 5/2014 anlässlich des 85. Jubiläums der USKA publiziert.
Wiedergabe nur mit Genehmigung der USKA gestattet.

Die Geschichte der USKA

Autor: Dr. Philippe Schaetti HB9ECP

86 Jahre sind es nun her, seit am 4. August 1929 im Restaurant Du Pont beim Hauptbahnhof Zürich die USKA gegründet wurde. Die Mehrheit der gegen vierzig Gründungsmitglieder votierte für den Namen Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure (USKA). Heinrich Degler H9XA (später HB9A) war es, der die Initiative zur Gründung der USKA ergriffen hatte und er wurde deren erster Präsident. Am 27. September erschien in der «Schweizerischen Radiozeitung» ein Bericht über den Start der USKA mit einem Aufruf zum Beitritt. Erstmals wurde dabei der Rubrikentitel “OLD MAN, die Seite des Kurzwellenamateurs” verwendet.

In seinem Buch «Faszination der kurzen Wellen» bezeichnet Rudolf Stuber HB9T das Jahr 1911 als Beginn der Amateurtätigkeit in der Schweiz – nach dem Beginn der Zeitzeichensendungen des Pariser Observatoriums vom Eiffelturm. “Die leicht zu begeisternden Welschschweizer haben die Anregung des Auslands zuerst aufgenommen”, berichtete der Basler Physikprofessor Hans Zickendraht in seinem Buch «Radio in der Schweiz». Ohne den Segen der Behörden und ohne gesetzliche Grundlage sendete man – erste Sendeversuche mit Löschfunkensendern – und teilte sich die Rufzeichen selbst zu, mit entsprechenden dramatischen Konsequenzen seitens der Behörden. Erst am 1. Januar 1924 wurde in der Schweiz die gesetzliche Grundlage, um Sendebewilligungen zu erteilen (Bundesgesetz betreffend den Telegraphen- und Telefonverkehr vom 14. Oktober 1922), in Kraft gesetzt, und es dauerte noch bis zum 30. April 1926, bis Heinrich Degler die erste offizielle Amateursendekonzession H9XA erhielt. Die Obertelegrafendirektion in Bern hatte die Erteilung von Amateurkonzessionen jedoch von der Gründung einer Amateurfunkvereinigung abhängig gemacht. Diese wurde nach erfolglosen Vorversuchen 1929 mittels der USKA, die alle Landesteile um sich scharen konnte, realisiert.

Die Zahl der Amateure nahm nur langsam zu. Im Jahr 1929, dem Gründungsjahr der USKA, gab es erst zehn konzessionierte Amateursender, dafür aber zahlreiche Empfangskonzessionäre. Am 1. Januar 1929 traten die Bestimmungen der International Radiotelegraph Convention of Washington vom 15. November 1927 in Kraft. Es wurden die zum Teil heute noch gültigen Landeskenner eingeführt: die Schweiz erhielt die Gruppe HBA – HBZ (HB für “Helvetischer Bund”) zugeteilt. Die Ziffer 9 wurde von den Behörden den Amateuren zugeteilt: aus H9 wurde HB9. Gleichzeitig wurden die Frequenzbereiche, welche die Amateure benutzen durften, stark verkleinert. Den Schweizer Amateuren standen neu die Bänder 10 bis 10.7 m, 20.8 bis 21.4 m, 41 bis 42.8 m sowie 82 bis 85 m zur Verfügung.

Ein entscheidendes Ereignis nach dem Ersten Weltkrieg war die Einführung der Elektronenröhre, die den Funkensender und den Kohärer ablöste. Ebenfalls fand in der Zwischenkriegszeit der Übergang von der Audion- zur Superhet-Technik statt, welche die Empfangsmöglichkeiten deutlich optimierte.

Da die Berichterstattung im Rahmen der «Schweizerischen Radiozeitung» und in «Le Radio» in französischer Sprache zunehmend unbefriedigend geworden war, lancierte man 1932 wagemutig eine eigene Vereinszeitschrift, den OLD MAN. Der von Heinrich Degler 1929 gewählte Name sollte 78 Jahre lang Bestand haben, bis zur Lancierung von HBradio anfangs 2008.

Am 18. August 1932 stellte die USKA unter Leitung von H. Degler HB9A und H. Büchler HB9AA die Funkverbindungen auf 38.5 m mit dem Stratosphärenballon B9 von Prof. Auguste Piccard bis auf 16’000 m Höhe erfolgreich her. Der Fieldday wurde im Jahre 1934 durch die USKA in Mitteleuropa eingeführt. Auch der “Rundspruch” war eine USKA-Erfindung.

1938 gab sich die USKA nach harten Auseinandersetzungen neue Statuten, die eine mehr dezentrale Organisation durch Erhöhung der Bedeutung der Sektionen und der Delegiertenversammlung festlegten. Hans Büchler HB9AA wurde neuer Präsident. Mit der Mobilmachung 1939 wurden die Amateursender von den Behörden eingezogen und jede Aktivität war verboten. Im Gegenzug waren jedoch die Funkamateure bei der Armee wegen ihrer Kenntnisse in Telegraphie und drahtloser Kommunikation sehr willkommen und deren 95% wurden eingezogen. Im November 1945 wurde der Sendebetrieb endlich wieder freigegeben. Das grosse Verdienst der USKA-Mitglieder schlug sich in der Verleihung der goldenen Ehrenmedaille “ARMA MENTIS DUCTU” der Übermittlungstruppen durch Oberstdivisionär Ernst Honegger anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der USKA im Jahre 1979 nieder.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich die Elektronik und Funktechnik im zivilen Bereich rasant weiter. Markanteste Ereignisse für die Funkamateure waren die Erfindung des Transistors im Jahre 1947, die Einführung der SSB-Technik, die Popularisierung der VHF/UHF-Technik sowie der digitalen Betriebsarten, ab 1961 erstmals mittels RTTY, zuletzt mit PSK31. Zu erwähnen sind auch die Verbindungen über Amateurfunksatelliten (OSCAR) und die Einbindung des World Wide Web mittels D-Star und Echolink. Die SDR (Software-defined Radio)-Technik ist eine der neuesten erfolgsreichen technischen Errungenschaften für das Amateurfunkwesen.

Während der Schweizerischen Landesaustellung in Lausanne im Jahre 1964 (EXPO64) war die Station HB9RAS (Radio Amateurs Suisses) der USKA im Sektor 2a (Art de vivre) während sechs Monaten aktiv.

Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der USKA im Jahre 2004 wurden im OLD MAN folgende Themen in deutscher, französischer und italienischer Sprache heftweise abgehandelt: “Die technischen Kommissionen der USKA, Power Line Communication (PLC) bedroht Grundrechte, Eine DXpedition – Traum eines jeden DXers?, Der Himmel über 75 Jahre USKA, Einiges zur Geschichte der USKA, Amateurfunk, ein lebendiges Hobby?”. Diese spiegeln auch heute noch aktuelle Schwerpunkte des schweizerischen Radioamateurwesens. Am Hamfest und den Marconi Memorial Days in Salvan/VS hat uns 2009 Dr. Hamadoun Touré HB9EHT, Generalsekretär der ITU, mit seiner Anwesenheit anlässlich des 80. Geburtstags der USKA geehrt.

In die letzten Jahre fielen auch die Einführung der Amateurfunkkonzession HB3 (Novice Licence, 2000), die Abschaffung der CW-Hürde zur Erlangung der KW-Lizenz (2003), die Einführung der NIS-Verordnung (2000), die Erweiterung des 40-Meterbandes für den Amateurfunkdienst bis auf 7200 kHz (2005), die vollständige Erneuerung unserer wichtigsten allgemeinen Werbeplattform, nämlich der seit 1965 bestehenden Amateurfunkstation HB9O im meistbesuchten Museum der Schweiz, dem Verkehrshaus der Schweiz in Luzern (2010) und der ziemlich reibungslose Übergang vom OLD MAN zu HB Radio (2008). Die Webseite der USKA (www.uska.ch), heutzutage wichtigstes Portal nach aussen, wird regelmässig gepflegt und leserfreundlich gestaltet.

Intensiviert wurde auch die Nachwuchsförderung mittels Kontakten mit den Pfadfindern (Jamboree on the Air) sowie Auftritten der USKA an allgemeinen Publikumsmessen, zum Beispiel 2013/14 an der MUBA, BEA, OLMA und ZÜSPA (im Rahmen von TUN, “Technik und Naturwissenschaften”), an denen die jungen Besucher auch einfache Bausätze zusammenlöten konnten. Der Sprechfunkkontakt mit einem Astronaut auf der Raumstation ISS im Jahre 2008 begeisterte eine Schulklasse in Richterswil und war ein anspruchsvolles logistisches Unternehmen. Auch das Kursangebot der Sektionen zur Erlangung der HB9- und HB3-Lizenz wurde intensiviert und anlässlich von Tagungen der Lehrpersonen wurde eine gewisse Harmonisierung des Lehrstoffes angestrebt.

Von 2008 bis 2016 leitet Daniel Kägi HB9IQY als Präsident unseren Verband mit grossem Einsatz und Umsicht, indem er die “USKA nicht auf den Kopf stellen” will. Das Political Lobbying wurde für die USKA in heutiger Zeit als immer bedeutender angesehen und durch den Vorstand gepflegt. Dazu gehört auch der Notfunk als äusserst wichtige Tätigkeit der Funkamateure. In zwei Kantonen besteht bereits eine Vereinbarung mit den Behörden betreffend Notsituationen, bei denen der Amateurfunk eingebunden ist, in anderen Kantonen sind Gespräche dazu im Gange. 2013 fand die GAREC (Global Amateur Radio Emergency Communication) Konferenz in Zürich statt. Konstruktive Gespräche der USKA mit dem für den Amateurfunkdienst zuständigen Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) finden regelmässig statt. Beispielsweise wurde im Falle der CE-Konformität eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden.

Erfreulicherweise zeigt sich unter den Mitgliedern ein erneutes Interesse am Selbstbau und an der Telegrafie, vor allen im QRP-Bereich dank innovativen Bausätzen und Lehrgängen für Morsetelegraphie. Damit verbunden sind folgerichtig die Aktivitäten des Helvetia Telegraphy Club (HTC), der Mountain Day Kommission der USKA und der SOTA-Gruppe Schweiz. 2012 fand der unter dem Patronat der USKA durchgeführte 10. IARU High Speed Telegraphy World Championship mit mehr als 150 Teilnehmern aus 20 Ländern in Beatenberg statt, wobei vor allem Teilnehmerinnen aus Weissrussland mit Höchstleistungen (bis zu 240 Zeichen pro Minute) glänzten.

Literaturverweise

Hans Zickendraht: Radio in der Schweiz, Basel 1925
August Piccard: Auf 16’000 Meter, Schweizer Aero-Revue AG, Zürich 1933
Editorial: Der USKA zum Geburtstag, QRV Mai 1979
Rudolf Stuber, HB9T: Faszination der kurzen Wellen, 2.Aufl., Zürich 1980
Renato Ryter HB9NW: Einiges zur Geschichte der USKA, OLD MAN 7-8/2004
Peter Frey, HB9MQM: Wie aus Schwarzsendern Funkamateure wurden, HB Radio 4/2009
Diverse Ausgaben des OLD MAN und von HBradio
Archiv der Eidgenossenschaft
Archiv der ITU

Quelle: HBradio 5/2014 anlässlich des 85. Jubiläums der USKA

Historische Präsentation anlässlich der 90-Jahre USKA Feier: Präsentation USKA Historik 1929-2019 (Powerpoint)

 

“Kein Sport sondern Wissenschaft”

Diese Definition stammt von Heinrich Degler H9XA und wurde im Heft «Radio-Programm» Nr. 36/1926 publiziert

“Der Amateur arbeitet in selbständiger, aber auch uneigennütziger Weise an der Erforschung und daher Verbesserung der drahtlosen Sende- und Empfangstechnik auf dem Gebiete der kurzen Wellen. Er ist daher vor allen Dingen ein Experimentator, dessen Erfahrungen oft grossen wissenschaftlichen Wert besitzen. Seine Tätigkeit ist nicht als ein Sport aufzufassen, sondern als Arbeit in einem faszinierenden Zweig der modernsten Wissenschaft, wobei der schönste Lohn die erzielten Erfolge sind.”