Amateurfunk in der Praxis

Der Amateurfunker beschäftigt sich auf verschiedene Art und Weise mit seinem Hobby:

  • Der Elektroniker: Als Elektroniker und Tüftler entwickelt er Antennen, erstellt elektrische Verbindungen zwischen Geräten und entwickelt, repariert, modifiziert, prüft Gerätschaften wie Transceiver (Funkgeräte), Netzgeräte, einzelne Baugruppen und allerhand Zubehör für das Hobby bis hin zu autonomen Funksystemen wie Relais-Stationen oder Satelliten-Komponenten. Mit dem Erwerb der HB9-Lizenz ist er zu allen diesen Tätigkeiten berechtigt, ist aber auch dafür verantwortlich. Mit der HB3-Einsteiger-Lizenz darf er Sende-Komponenten nicht modifizieren oder bauen, alles andere aber schon.
  • Der Informatiker: Als Informatiker entwickelt er Software, Apps oder betreibt Webseiten und Nachrichten-Dienste. Einige Amateure machen ausschliesslich solche Aktivitäten und entwickeln großartige Software für den Funkamateur.
  • Der Operateur: Der Funkamateur stellt als Operateur Funkverbindungen mit anderen Stationen her. Der Reiz besteht darin, mit neuen, seltenen, weit entfernten oder möglichst vielen Stationen zu arbeiten. Eine erfolgreiche Verbindung ist ein QSO. Im QSO werden immer die Rufzeichen ausgetauscht, alles andere ist optional. Die beiden Amateure unterhalten sich dabei kurz oder lang, tauschen sich über ihre Funkstation aus oder reden über privates nach belieben. Grundsätzlich ist das Funkbetrieb. Lediglich geschäftliche Besprechungen oder gesellschafts-politische Diskussionen sind verboten bzw. unerwünscht.
  • Der Contester: Sehr verbreitet ist die Teilnahme an Contesten, die regional (z.B. auf die Schweiz oder Europa) beschränkt sind oder weltweit offen sind. In der Regel ist die Teilnahme kostenlos, man muss ich jedoch an technische Vorgaben und Termine halten fleissig und erfahren sein, um erfolgreich zu sein. Grundsätzlich gibt es nicht ausser Ehre und Ruhm zu gewinnen. Die meisten Contest finden am Wochenende oder an Feiertagen zu Zeiten statt, in der in der Regel nicht gearbeitet wird.
  • Der DX-er: Das DX-er hat man das Ziel, möglichst oft mit weit entfernten oder selten Stationen zu arbeiten. In der Regel ist man dann an Länder interessiert, mit denen man auf bestimmten Bändern in der jeweiligen Betriebsart noch nicht gearbeitet hat.
  • Der Diplom-Jäger: Auch sehr beliebt sind die Diplom-Jäger. Es werden von vielen Organisationen Diplome ausgeschrieben, die man auf Antrag erhält, wenn man gemäss der Regeln in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Anzahl Stationen aus bestimmten Ländern gearbeitet hat. Beispiele hierfür sind die USKA-Diplome, IARU-Diplome oder SOTA-Diplome. Weitere Varianten sind SOTA (funken von Berg-Gipfeln), IOTA (Inseln), LOTA (Leuchttürme), COTA (Burgen). Dabei ist die Rede von Aktivieren, wenn man zu einer Insel, Berg, Burg oder Leuchtturm eine kleine Expedition macht, eine Funkanlage aufbaut und von dort aus Funkbetrieb macht, und von Jägern, die diese Stationen suchen und mit ihnen funken.
  • CB-Funker: Im Jedermanns-Funk oder CB-Funk darf jedermann sich ein handelsübliches, zugelassenes Gerät kaufen und damit funken. In der Schweiz zugelassene Geräte erkennt man am BAKOM-Aufkleber mit der Zulassungs-Nummer. Beliebt geworden sind sie mit dem Frequenzbereich um 27MHz, mittlerweile gibt es aber auch viele andere Frequenzen, die für lizenzfreien Funkbetrieb freigegeben worden sind, z.B. PMR im 446 MHz Band. Ein Kennzeichen sind die niedrigen zugelassenen Leistungen im CB-Bereich, auf 27MHz sind das 4 W (AM, FM) bzw. 12 W (SSB). Dementsprechend gering ist die Reichweite. Man kann aber durchaus von einem Hügel oder Berg aus europaweite internationale Verbindungen auch im CB-Funk tätigen. Mit dem Aufkommen von Handy und Internet hat der CB-Funk in Europa einen starken Rückgang erlitten. In der Schweiz vertritt die USKA-Sektion HB9SOCB den CB-Funk. Sehr viele CB-Funker sind auch lizensierte Amateurfunker. Amateurfunker dürfen jedoch im CB-Funk auch nur mit der höchsten-zugelassenen Leitstung senden und es ist ihnen auch untersagt, CB-Funkgeräte zu reparieren oder zu modifizieren.
  • Der Höramateur: Der SWL (short wave listener) oder Höramateur beschäftigt sich mit dem Abhören von Funkverbindungen. Dies können Verbindungen zwischen Amateuren sein, Flugfunk oder auch Rundfunk-Sender. Hier sind auch der Austausch QSL-Karten üblich. Viele Amateurfunk-Conteste haben auch eine Wertung für Höramateure. Generell ist man als Höramateur lizenzfrei und benötigt keine Genehmigung durch Behörden. Geschichtlich gab es bis zur Legalisierung des Amateurfunks in der Schweiz nur Höramateure, die auch eine Genehmigung und ein Hör-Rufzeichen benötigten, bis sogar dis in der Kriegszeit verboten wurde. In heutiger zeit vergibt die USKA ihren Mitgliedern auf Antrag ein Hör-Rufzeichen, mit dem es dann möglich ist, z.B. QSL Karten zu verschicken und zu erhalten.
  • ARDF-Peilsport: Dies ist eine spezielle Mischform des Hör-Amateurfunks. Im Peilsport werden Sender auf einem Gelände verteilt, die auf einer Frequenz mit niedriger Leistung langsame Morse-Zeichen aussenden. Diese sind im Umfeld von einigen 100 Metern mit einem Peil-Empfänger zu empfangen. Wie im Orientierungslauf werden dann Karten ausgegeben, die Sender müssen entdeckt werden und die Kennung auf einer Laufkarte eingestanzt werden- Generell werden dafür Amateurfunk-Frequenzen verwenden. Für aus Austragen solcher Veranstaltungen sind in der Schweiz nur Amateurfunk-Klubs berechtigt, die Teilnahme ist jedoch generell Lizenzfrei und für alle offen.

Im Funkbetrieb stellt der Funkamateur mit seiner Funkanlage und Antenne auf einer bestimmten Frequenz, die in einem bestimmten Band liegt, eine Funkverbindung her und überträgt Informationen in einer bestimmten Betriebsart.

Bei der Funkanlage und Antenne ist der Funkamateur frei in der Wahl, ob er etwas fertiges kaufen und betrieben will, oder ob er alles oder Teile davon selber baut. Es gibt einige Händler, die Amateurfunk-Geräte vertreiben und beraten. Grundsätzlich ist der Verkauf von Sendeanlagen von Handler an Private und von Privat an Privat in der Schweiz nur erlaubt, wenn der Verkäufer sich versichert, dass der Käufer lizensierter Funkamateur ist. Im umliegenden Ausland ist sich nicht weiter reglementiert.

Bei der Wahl der Frequenz hat der Amateur freie Wahl aus dem Frequenzplan für Funkamateure der BAKOM und muss sich dort auch an die Limitierungen der Sendeleistung halten. Die HB3-Einsteigerlizenz hat aber nur ein Teil der Frequenzen zur Verfügung und ist zudem in der Leistung limitierter wie die HB9-Funkamateure. Natürlich wird die Wahl der Frequenz auch durch die Funkanlage und Antenne limitiert. Ausschlaggebend sind vor allem die Ausbreitungsbedingungen im jeweiligen Band.

Beispiele zu Ausbreitungsbedingungen für KW (HF oder Kurzwelle): Das 160m Band funktioniert weltweit, aber nur Nachts. Das 80m Band funktioniert auch tagsüber, geht aber nach einigen Stunden Sonne immer schlechter. Das 40m Band hat gute europaweite Ausbreitung, kann aber manchmal Mittags schon schlecht werden. Das 20m Band braucht Sonneneinstrahlung, geht vormittags auf und funktioniert bis in die Abendstunden interkontinental (DX).Gleiches gilt für 15m und 10m, beim aktuellen Sonnenflecken-Minimum eher schlecht.

Beispiele zu Ausbreitungsbedingungen für VHF/UHF: Die 2m und 70cm Bänder sind ganztags im Umkreis bis zum Horizont mit geringen Leistungen (5 W) und kleinen Handfunkgeräten gut zu hören und werden viel für Relais-Stationen (Repeater) verwendet. Es ist aber ebenso möglich, mit diesen Frequenzen mehrere hundert Kilometer weit zu funken. Dies hängt stark von den aktuellen Ausbreitungsbedingungen und der Leistung ab. Ebenso werden diese Frequenzen und höhere (> 1GHz) dazu verwendet, um mit der Reflexion am Mond mit anderen Stationen auf der zum Mond zugeneigten Erd-Halbkugel zu funken.

Die Wahl der Betriebsart ist ein weiterer Faktor. Man unterscheidet zwischen Sprechfunk in den Betriebsarten FM und SSB. Des weiteren reine Informations-Übertragung in Form von Morsen (CW) aber auch Fernschreiben (RTTY) und digitalen Betriebsarten (FT8, JT65), die nur mit Hilfe von Software und Computern zu erzeugen und verarbeiten sind. Nicht zuletzt auch noch die Bild-Übertragung (SSTV – Standbilder) oder Video (ATV). Bei der Wahl der Betriebsart spielt natürlich eine grosse Rolle, was überhaupt das Funkgerät für Betriebsarten unterstützt. Entscheidend für den Erfolg sind jedoch die technischen Eigenschaften wie z.B. die Bandbreite der jeweiligen Betriebsart. Je grösser die Bandbreite, desto geringer die Reichweite, bei der man das Signal noch fehlerfrei empfangen kann. Grundsätzlich darf der Funkamateur in allen Betriebsarten funken, sofern er sich an die Frequenzpläne der BAKOM und Bandbelegungspläne der IARU hält und sofern die Betriebsart dokumentiert und für jedermann verfügbar ist.