Ferien(S)pass Wegleitung

Wie organisiere ich mit meinem Club eine Ferien(S)pass – Aktivität?

Ein kurzer Blick zurück, oder wie alles anfing..

Viele Gemeinden oder Talschaften bieten während den Sommerferien für Kinder in der Region einen Ferien(s)pass an. Das Angebot, zum Beispiel in Thun, umfasst mittlerweile gegen zweihundert Events und geht vom Besuch bei der Feuerwehr über Fussball-, Handball-, und Volleyballkurse, Makramee, Pizzabacken, Fotografieren, Golf, bis zum absoluten Renner, dem Besuch beim Tierarzt. Die Anbieter sind Firmen, Private und vor allem Vereine aus den verschiedensten Bereichen.

So hatte auch Bruno, HB9CNY, der damalige Präsident der OG Thun,  die Idee, unser Hobby im Ferien(s)pass anzubieten, um den Kindern den Amateurfunk näherzubringen. Drei bis vier Kinder besuchten jeweils das Angebot bei Bruno zu Hause, das anfänglich jeweils einen Tag dauerte. Im Wesentlichen hat Bruno den Kindern seine Station gezeigt, etwas Theorie vermittelt und mit ihnen Funkverbindungen aufgebaut.

Die OG Thun hat daraufhin beschlossen, das Ferienpass-Angebot „Amateurfunk“ breiter zu gestalten und auf drei Tage auszudehnen. Pro Saison können bis fünfzehn Kinder in der von der Modellfluggruppe Thun zur Verfügung gestellten Baracke begrüsst werden. In drei Gruppen werden Bausätze gelötet, gemorst, Funkbetrieb mit BAKOM-Mikrofonfreigabe gemacht.

Mittels PMR-Funkgeräten wird die Funkdisziplin spielerisch erarbeitet, wobei Flottenmanöver mit Funkaufklärung, eine Tricky Variante des bekannten ‘Schiffli versenken’, bei den Kindern sehr gut ankommt. Das Highlight am dritten und letzten Tag ist jeweils die Suche eines im Wald versteckten „Fuchses“ mit einem Peilempfänger.

Am Ferien(s)pass im Jahr 2006 waren die Kinder derart begeistert vom Hobby Amateurfunk, dass sie von sich aus auf uns zugekommen sind mit der Frage, ob wir nicht einen Kurs zur Erlangung des Fähigkeitsausweises HB3 durchführen würden. Dank der Initiative von Ernst, HB9TLF konnte im Winter ein Kurs mit gegen zwanzig Teilnehmern gestartet werden. Weil die meisten Mitglieder der Sektion Thun HB9T (vormals HB9N) schon früher positiv und unterstützend mit Jedermannsfunkern (CB) zusammenarbeiteten, bestehen in Thun zwischen den beiden ‘Fraktionen’ seit langem gute Drähte.

So war unser erster Kurs dann auch von Ferienpass-Teilnehmern und einem Drittel CB-Funkern besucht. Bis auf einen noch sehr jungen Ferienpass-Teilnehmer haben alle die BAKOM-Prüfung zum HB3er bestanden!

Wie gehe ich nun bei der Organisation einer Ferien(S)pass – Teilnahme vor?

Ferien(s)pass (FP)

Eine Wegleitung, die aufzeigt, wie eine Ferienpass-Aktivität von Funkamateuren durchgeführt werden kann.

Erprobt und bewährt bei der USKA Sektion Thun HB9T

1.       Team

Dem Programm entsprechend, das unter 4. erläutert wird, braucht es ein Team von mind. sechs OM’s bei 9 – 15 Teilnehmer.

2.       Teilnehmer (TN)

9 – 15, ab 15 TN muss das Team pro 3 TN um 1 OM aufgestockt werden. Bei weniger TN kann überlegt werden, ob man mit weniger OM’s ohne Lokal ein ‚Rumpfprogramm’anbieten will in den jeweiligen Shacks der Team – Mitglieder.

3.       Lokal Tag 1, 2 und 3 morgen

Optimal:

  • 1 Raum mit grossem Tisch zum löten/Bauprojekt
  • 1 Raum ev. mit Sitzgruppe für Operating
  • 1 Raum für CW*
  • Umgebung mit Schärm/Schattenplätzen und Möglichkeiten, Peilfüchse zu verstecken
  • * = ev auch Outdoor oder in grossem Raum in anderer Ecke als das Operating. Dazwischen ev. Raumteiler oder Wolldeckenvorhang.
  • Bezahlbar ( je nach Unterstützung des FP – Anbieters oder der finanziellen Möglichkeiten des OV))

 

4.       Lokal Tag 3 Mittag

  • Eine gedeckte Feuerstelle Outdoor, ev `Schweizer Familie` mit der Möglichkeit, einen Peilfuchs zu verstecken.
  • Bezahlbar ( je nach Unterstützung des FP – Anbieters oder der finanziellen Möglichkeiten des OV))

5.       Progamm

  • Alle: Theorie – Was ist Amateurfunk? Was darf der AFU /nicht? Wellenausbreitung ..
  • Ob diese Theorie auf Powerpoint basiert, hängt von dem Lokal und den zur Verfügung stehenden Mitteln ab. Das Einbeziehen der Kinder ist aber wichtig. So kann zum Beispiel Wellenausbreitung mittels Taschenlampe und Tischtennisball sehr anschaulich vermittelt werden.
  • In Gruppen: Basteln – einen Bausatz zusammenstellen mittels Löten
  • Die USKA stellt zu diesem Zweck auf Anfrage Lötkoffer zur Verfügung. Leider müssen immer beide Koffer bezogen werden, da deren Inhalt unterschiedlich ist. Auch sind die verschiedenen Zangen wohl von hoher Qualität, aber für Kinderhände recht gross.
  • In Gruppen: Funkbetrieb in KW / UKW Echolink(!) – ev. Mit Sked’s mit Sektionsmitgliedern im Urlaub oder zu Hause.
  • KW: Die Kinder können Distanzen wie ‚Hier – München’ oder ‚Hier – Rom’ in der Regel nachvollziehen. Gespräche mit DL – Stationen, zuhause oder im Urlaub, empfehlen sich daher eher als ein exotisches DX mit einer englisch sprechenden Station nur schon wegen dem Sprachverständnis der jungen Teilnehmer.
  • UKW: Relaisverbindungen sind dankbar wegen der üblicherweise guten Verständlichkeit der Stationen ‚am anderen Ende’. Sehr gut kommen auch Demos mit Echolink via iPhone an. Speziell die Übertragungsverzögerung fasziniert die Kids.
  • In Gruppen: Morsen – kleiner Lehrgang mit Zeichen geben / verstehen und Namen morsen – Geschichtliches
  • das Einfache im Morsen, das erste ‚digitale Signal’ überhaupt, kann auch heute die Jugend noch fesseln.
  • In Gruppen: PMR 446 Betrieb – Die selbe Frequenz – Rufzeichen – Sprechregeln – Schifli versenken
  • Die Kinder erhalten je ein PMR 446 Gerät in die Hand. Jedes Gerät hat einen anderen Kanal eingestellt. Ohne weitere Erklährung dürfen die Kids nun’ jeder in seiner Ecke, ‚drauflosfunken’. Nach wenigen Augenblicken merken die Kinder selber, dass das so nicht geht und stellen auch den Grund selber fest. Nun, alle auf demselben Kanal, wieder in seiner Ecke, folgt das Chaos ohne Rufzeichen. Nach kurzer Zeit stellt sich bei den Kindern Frust ein, weil ‚das so ja nicht geht’. Nun sind die Teilnehmer bereit, ‚Funkdisziplin’ anzunehmen. Die jeweiligen Rufzeichen können ganz einfach die Vornamen sein. Nach etwas Frage – Antwort – Gesprächen (Was machst du in den Ferien? – Warum kommst du an dieses Ferienpassangebot? USW) kann gegeneinander ‚Schiffli – versenken’ gespielt werden. Zuerst muss natürlich das Spiel, obwohl die meisten eine elektronische Version kennen, funktauglich mit Papier und Bleistift vermittelt werden. Spielbogen im Anhang
  • Alle / In Gruppen:  Funkpeilen – Theorie und Praxis
  • Theorie: anhand des Signals eines versteckten Senders und einem Peilempfänger, der anstelle des Kopfhörers, mit einem Lautsprecher ausgerüstet ist, ‚zeigen’ wir das Signal den Kindern. Nach ersten gemeinsamen Sucherfolgen dürfen die Kinder selber einen neu versteckten Sender in Gruppen peilen.
  • Am Abschlusstag wird am Morgen das Lokal aufgeräumt, und die nicht schon am Vorabend mit den Teilnehmern zurückgebauten Gerätschaften demontiert und verstaut.
  • Ein Team – Mitglied hat inzwischen einen Sender bei einer geeigneten Feuerstelle platziert und in Betrieb genommen. Entsprechend der vorhandenen Peil – RX werden ‚Stärkegruppen’ gebildet, welche von Team – Mitgliedern begleitet, aus grösserer Distanz (1 – 2 km) nun den Sender anpeilen und suchen. Inzwischen brennt in der Feuerstelle ein lustiges Feuer für die mitgebrachten Cervelats usw.
  • Je nach Anlage der Feuerstelle und Zeitbudget kann noch ein ‚Einzelpeilwettbewerb gegen die Uhr durchgeführt werden. Die Überwachung des Geländes durch Team – Mitglieder empfiehlt sich. (180°!) Hin- und Rücktransport ins Peilgebiet  / Feuerstelle ev. mit PW Musterprogramm im Anhang

6.       Material

§  Namensschilder für Teilnehmer (nach Farben / Gruppen) und Team

§  Lötmaterial (ev. Lötkoffer der USKA)

§  Funkstation inkl. Antennen (ev. Sektionsmaterial)

§  5 – 6 PMR 446 – Geräte

§  Spielbogen für Schiffli versenken mit Klemmbrett / Schreibunterlage

§  Instruktionsmaterial Morsen, Div. Tasten mit LS, Schreibmaterial

§  Peilen

o    5 oder mehr Peilempfänger

o   Peilsender mit ca. 3km Reichweite

 

7.       Vorbereitung

Ø  Entscheid, ob das FP – Angebot von der Sektion angeboten werden soll.

o   Ist das OM – Team vollzählig?

§  Wer kann Material bringen? (Lötkolben usw.)

o   Hat man ein passendses Lokal?

Bei 2 x JA sind die Voraussetzungen geschaffen

Ø  Mikrofonfreigabe beim BAKOM beantragen

Ø  Wenn alle Teilnehmer bekannt sind: Gruppen bilden nach Alter / Schulklassen ( möglichst Dörfer / Schulklassen auseinanderhalten gegen ‚Clan – Bildung’! )

 

8.       Zeitplan (Ausgangslage: FP mitte Juli)

Frühjahr

–        OM – Team zusammenstellen, Aufgabenverteilung

–        Ev. Lötmaterial der USKA bestellen

–        Werbematerial bei der USKA anfordern

–        Werbematerial Sektion erstellen

Februar

–        Einreichen der Anmeldung als Anbieter im FP

–        HV – Zustimmung zum FP im OV – Jahresprogramm

Februar

–        Reservation Lokal (ev. früher vorreservieren)

–        Reservation Feuerstelle (ev. früher vorreservieren)

–        Bestandsaufnahme /Anschaffen der Bausätze

–        Wie soll die Funkstation aussehen? Antennen (ideal FD4 / G5RV usw)

–        Material aus der Sektion (Peilen / Antennen / ev. TRX) anfordern

–        Mikrofonfreigabe beim BAKOM beantragen

 

Unmittelbar vor FP

–        Namensschilder vorbereiten

–        Ist Werbematerial USKA / Sektion vorhanden?

–        Kontrolle, ob alles benötigte Material vor Ort sein wird

Ferienpass 22 Picasso

9.        Viel Spass und gutes Gelingen!