Erstellt am: 31. Dezember 2016

Zuletzt aktualisiert am: 18. Juli 2019

Lange Nacht am 1.1.2017

Am 1. Januar 2017 wird es eine Minute mit 61 Sekunden geben: Um 2 Uhr nachts Schweizer Zeit wird eine zusätzliche Sekunde zur Weltzeit hinzugefügt. Seit 1972 wird mit solchen Schaltsekunden die Unregelmässigkeit der Erdrotation kompensiert.

Um 01:59:59 Schweizer Zeit, in der Neujahrsnacht 2017, wird der Weltzeit diese Schaltsekunde hinzugefügt, wie das US Naval Observatory bekannt gab. Mit der Schaltsekunde wird kompensiert, dass die Erde ein bisschen länger für eine Umdrehung braucht als 24 Stunden.

Jahrhundertelang wurde die Zeitmessung direkt mit der Rotation der Erde verbunden und die Sekunde in diesem Rahmen definiert. Die Rotationsgeschwindigkeit der Erde ist aber nicht konstant und dank Atomuhren lässt sich die Sekunde heute viel präziser und stabiler messen.

Damit Atomzeit und astronomische Zeit auf Dauer nicht zu weit auseinanderdriften, beobachtet der «International Earth Rotation and Reference Systems Service» (IERS) die Rotationsdauer genau und entscheidet darüber, wann eine Schaltsekunde hinzugefügt oder abgezogen werden muss. Seit 1972 ist dieses System in Kraft und begrenzt den Unterschied zwischen beider Zeitskalen auf maximal 0,9 Sekunden.

 

Warum verändert sich die Tageslänge?

Die Tageslänge LOD (engl., Length of Day) variiert ständig. Langfristig nimmt wegen der Gezeitenreibung im Erde-Mond-System die Rotationsgeschwindigkeit der Erde stetig ab, die Länge des Tages also stetig zu. Im langfristigen Mittel sind das bei der Tageslänge 2 Millisekunden pro Jahrhundert. Für die Zeit von 1623 bis 2000 findet sich unter http://hpiers.obspm.fr/eop-pc/earthor/ut1lod/lod-1623.html eine Darstellung der Variation der Tageslänge. Hier zeigt sich deutlich, dass die Tageslänge über lange Zeiträume in zunimmt. Für die Zeit von 1962 bis heute finden Sie eine Graphik unter http://datacenter.iers.org/eop/-/somos/5Rgv/plotname/213/EOPC04_08_62-NOW_IAU1980-LOD.jpg. Darin sieht man deutlich, dass es immer wieder größere Schwankungen der mittleren Tageslänge gab. Die saisonalen Schwankungen werden vor allem durch Veränderungen in der Atmosphäre hervorgerufen (Verlagerung von Hochdruckgebieten, Veränderungen der Jetstreams). Sonstige Veränderungen sind auch durch El-Nino-Ereignisse möglich. Aber auch durch die Einwirkungen des Erdkerns, der durch Kern-Mantel-Kopplung mit dem Erdmantel verbunden ist, werden Änderungen in der Tageslänge hervorgerufen.

 

Computer haben Probleme mit zusätzlichen Sekunden

In der Vergangenheit kam es bei Schaltsekunden immer wieder zu Problemen mit Computern. An Silvester 2008 hängten sich einige Linux-Server komplett auf, 2012 stieg der Stromverbrauch in einigen Rechenzentren sprunghaft an infolge hoher Prozessorauslastung. Da Windows keine Schaltsekunde kennt, kommt es dort unter Umständen erst einige Tage nach der Schaltsekunde zu einem Zeitsprung, wenn das System die Zeit wieder synchronisiert.

Für Privatanwender droht keine unmittelbare Gefahr. Sollten Geräte mit sehr alten Betriebssystemen plötzlich mehr Strom verbrauchen oder ungewöhnlich warm werden genügt ein Neustart des Geräts, um das Problem zu beheben. Administratoren sollten den Prozessmonitor ihrer Server während der Schaltsekunde im Auge behalten oder zumindest am nächsten Morgen überprüfen. Probleme können durch Setzen der Systemzeit oder einen Neustart behoben werden.