Erstellt am: 8. Januar 2018

Zuletzt aktualisiert am: 7. Januar 2018

Neue ARQ-Verfahren für Kurzwelle

 

Um Meldungen fehlerfrei zu übermitteln, kommen im Funkverkehr nur ARQ-Verfahren in Frage. Als erstes ARQ-Verfahren im Amateurfunk wurde 1978 AMTOR eingeführt. Mit der Einführung von PACTOR begann dann 1991 eine Erfolgsgeschichte in mehreren Etappen. Die Erfinder von PACTOR entwickelten das Verfahren weiter, es folgten PACTOR 2 bis PACTOR 4, welche die immer höheren Anforderungen an die Übertragungs-Geschwindigkeit erfüllten. Dank PACTOR entstand dann mit WINLINK ein weltweites Netz zur Meldungsübertragung, welches heute ganz auf die Übermittlung von E-Mails über Funk ausgerichtet ist. Dieses erlaubt jedem Funkamateur, seine E-Mails auch dann senden und empfangen zu können, wenn kein “normaler” Internetanschluss vorhanden ist. Klar, dass Funkamateure auf hoher See zu den intensivsten Nutzern dieses Netzwerks gehören. Vorallem in den USA ist WINLINK auch für den Katastrophenfunk von grosser Bedeutung, denn Katastrophenfunk heisst: Meldungsübermittlung.

Weil moderne PACTOR-Modems nicht ganz billig in der Anschaffung sind, haben die Entwickler des WINLINK-Systems vor einigen Jahren mit WINMOR ein günstiges, Soundkarten-basiertes ARQ-Verfahren als Alternative entwickelt. Wer es ausprobieren möchte, braucht nur die SW WINLINK Express auf seinem Rechner zu installieren, und diesen mit seinem TRX zu verbinden (genau gleich wie wenn man PSK31 oder FT8 einrichten wollte). Allerdings kann WINMOR weder punkto Geschwindigkeit noch Robustheit mit PACTOR mithalten. Deshalb wartet die (Funker-)Welt immer noch auf bessere und schnellere Lösungen, und solche sind nun auch tatsächlich im Kommen.

Die SWISS-ARTG betreibt mit HB9AK schon seit den Anfängen von AMTOR einen Gateway für den Meldungsaustausch über Kurzwelle. Seit 2013 befindet sich HB9AK auf dem Landstuhl bei Neuenegg BE (ehemaliger Standort von HB9XQ). Nebst PACTOR 1 bis 4 und WINMOR kann seit längerem auch “Robust Packet Radio” zum Verbinden mit HB9AK verwendet werden. Ganz neu hinzugekommen sind Ende 2017 die beiden Betriebsarten VARA und ARDOP. VARA ist eine echte Alternative zu PACTOR. Zwar erreicht es nicht die Geschwindigkeit von PACTOR 4, kann aber durchaus schneller sein als PACTOR 3. Weder ARDOP noch WINMOR können da mithalten: Sie erreichen nur etwa einen Drittel der Geschwindigkeit von PACTOR 3 oder VARA. ARDOP dürfte bei schwachen Bedingungen etwas robuster sein als WINMOR. Ob dem tatsächlich so ist, wird sich wohl erst nach längerer Erprobung zeigen.

Leider hat das WDT (WINLINK Development Team) ARDOP und VARA bisher nicht in WL Express integriert, und die Verantwortlichen äussern sich nicht über ihre Pläne. Es gibt aber Möglichkeiten, über kleine Umwege mit VARA oder ARDOP zu arbeiten. Mit HB9AK auf 80m bis 15m und mit HB9AK-1 (Hörnli ZH) auf 10m steht jederzeit ein Partner für Tests und Versuche zur Verfügung. Weitere Infos zu VARA und ARDOP sind im Internet und in den einschlägigen Foren zu finden.

 

Hier noch ein paar Werte der im praktischen Versuch (80m Band, HB9AUR – HB9AK, 90 km) erreichten Übertragungsgeschwindigkeit (in Bytes/min) mit den verschiedenen Verfahren:

VARA: 19’089
PACTOR 3: 13’402
WINMOR: 4’306
ARDOP: 4’204
PACTOR 2: 2’536

 

Link   Webseite SARTG

Quelle   SWISS-ARTG – HB9AUR